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aktualisiert am:
12.11.2009
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Liebe Kirsi und Holger,
bei der letzten Sitzung der
AFI am 1.4.03 kam es zu einer Diskussion über Euer Grußwort
bei der Kundgebung am 29.3.03. Schade, dass von den Grünen niemand
anwesend war, um selbst Stellung zu beziehen. Der AFI-Arbeitsausschuss
möchte Euch deshalb gerne folgende Stellungnahme schicken:
Wir begrüßen es,
wenn das Bündnis 90 /Die Grünen bei Demonstrationen der Friedensbewegung
gegen den Irak-Krieg dabei ist und damit eine grundsätzliche Anti-Kriegshaltung
einnimmt. Einen Widerspruch dazu sehen wir jedoch in der uneingeschränkten
Unterstützung der Augsburger Grünen zur Politik der Bundesregierung.
In Eurem Grußwort am
29.3.03 (Kundgebung auf dem Moritzplatz) heißt es unter anderem:
"
Deshalb verurteilen wir auch einen möglichen Einmarsch
türkischer Truppen in den Nordirak. Die Gefahr der Destabilisierung
der gesamten Region würde sich noch zusätzlich verschärfen.
Wir fordern die Türkei auf, sich nicht aktiv an Kriegshandlungen
zu beteiligen. Andernfalls erwarten wir den Rückzug der deutschen
Soldaten aus den AWACS-Flugzeugen
"
Dazu möchten wir gerne
ausführen:
Selbst der Bundeswehrverband sagt, dass der offensive und defensive Charakter
der AWACS Flugzeuge nicht unterscheidbar ist und fordert die Rückkehr
der Bundeswehrsoldaten aus diesen Maschinen. Der Sprecher des Bundeswehrverbandes
Gertz spricht sich für eine Beendigung des deutschen AWACS-Einsatzes
in der Türkei aus, weil er "nicht rein defensiv" sei. "Offensive
und defensive Aufgaben lassen sich nicht eindeutig trennen." (Quelle:
Bayern 5)
Der Operationsradius der AWACS-Maschinen an der türkischen Grenze
reicht 500 km, also bis Bagdad. Die AWACS sind Aufklärungsflugzeuge
und tragen zur Ermittlung von militärisch kriegswichtigen Daten bei.
Die Daten werden direkt an das NATO-Hauptquartier weitergeleitet. Sie
unterstützen deshalb die kriegführenden Parteien. Deshalb müssen
die deutschen Soldaten sofort aus den AWACS-Maschinen abgezogen werden
und nicht erst, wenn die Bundesregierung feststellt, dass die Türkei
"Kriegspartei" geworden ist.
Zusätzlich stellt sich die Frage: Die türkische Armee operiert
bereits mit 10.000 Soldaten im Nordirak. Wann wird sie Kriegspartei -
mit 10.000, 20.000 oder 40.000 Soldaten im Nordirak?
Wir möchten an den Basisbeschluss
des Grünen-Parteitags in Hannover vom Dezember erinnern. Darin wurde
die Bundesregierung aufgefordert, den USA im Falle eines "präventiven
Angriffskrieges" ohne UN-Mandat die Nutzung ihrer Basen in Deutschland
und die Überflugrechte zu verweigern und die deutschen Soldaten aus
den AWACS-Maschinen abzuziehen.
Je länger dieser menschenverachtende
Krieg dauert, desto verwerflicher wird es, die Kriegsparteien indirekt
und mittelbar zu unterstützen. Die Bundesregierung - und dazu gehört
das Bündnis 90/Die Grünen - trägt mit bei, indem sie
- den Krieg als völkerrechtswidrige
Aggression nicht eindeutig verurteilt
- sich nicht aktiv für
eine Resolution der UN-Generalversammlung einsetzt, in der die Angreifer
zum Rückzug aufgefordert werden und anderen Staaten jegliche direkte
und indirekte Unterstützung des Krieges untersagt wird
- den britischen und US-Militärflugzeugen
Überflugsrechte gewährt
- Britische und US-Militärtransporte
aus und nach Deutschland nicht untersagt
- und direkt die Kriegshandlungen
unterstützt durch Begleitschutz von Kriegsschiffen.
Zum Beispiel gibt die deutsche
Marine britischen und amerikanischen Kriegsschiffen Geleitschutz am Horn
von Afrika. Über den Einsatz von deutschen Raketenschnellbooten im
Mittelmeer gibt es bereits eine Diskussion. Diese sollen im Rahmen eines
NATO-Einsatzes in der Straße von Gibraltar Geleitschutz für
amerikanische und britische Kriegs- und Handelsschiffe bieten. Die Bereitstellung
von Marinekräften ist durch die Zustimmung des Bundestags für
die Anti-Terror-Operation "Enduring Freedom" im November 2002
bereits abgedeckt (AZ 31.03.03)
Die Bundesregierung hätte
gern ein baldiges Ende des Krieges, aber sie besteht nicht auf dem sofortigen
Stopp des Mordens sondern sie wünscht "einen schnellen Sieg"
der "Alliierten". Fischer meint: "....Die USA werden den
Krieg militärisch für sich entscheiden. Wir wissen aber nicht,
wie dieser Krieg endet und was seine Konsequenzen sein werden. Wie gesagt,
ich hoffe, dass das Regime in Bagdad bald kollabiert
Wir können nur hoffen, dass der Irak-Krieg schnell zu Ende geht und
das Regime kollabiert.
Fischer -Interview im Handelsblatt 3.4.2003
Im Mai sollen die neuen "verteidigungspolitischen
Richtlinien" für die Bundeswehr vorgelegt werden. Vorgesehen
ist auch die Möglichkeit von "Präventivkriegen". Dann
auch für die Bundeswehr? Will deshalb die Bundesregierung den Angriffskrieg
gegen den Irak nicht für völkerrechtswidrig erklären?
Wir würden gern mit den
Grünen Augsburg in eine öffentliche Diskussion über die
aus unserer Sicht nicht unerheblichen Widersprüche in der Friedenspolitik
eintreten, um letztendlich eine gemeinsame Position bei zukünftigen
Aktionen vertreten zu können.
Wir bitten Euch um eine Stellungnahme,
die wir dann zeitgleich zusammen mit unserer auf der Homepage veröffentlichen
möchten.
Mit solidarischen Grüßen
AFI Arbeitsausschuss
Liebe Freundinnen und Freunde
von der AFI,
die von euch vorgebrachten Einwände sind uns bekannt. Bekannt ist
uns beiden, dass sich gerade hier unsere Positionen auseinanderdividieren.
Gemeinsames Ziel jedoch ist die Vermeidung des Kriegs im Irak. Unter dieser
Prämisse haben wir die Teilnahme an eurer Veranstaltung zugesagt.
In der Vergangenheit hat sich schon mehrfach gezeigt, dass sich trotz
unseres gemeinsamen Zieles Kontroversen nicht vermeiden lassen und wir
auf unterschiedlichen Wegen Friedenspolitik betreiben. Grundsätzlich
grüne Positionen werden von uns selbstverständlich vertreten,
sofern sie von der Kreisversammlung abgedeckt sind, da wir als Parteisprecher
nicht unsere persönlichen Überzeugungen oder gar Wünsche
zum Ausdruck bringen. Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass unsere
Positionen, die auch innerhalb unserer Partei teils hart umstritten sind,
sich auch in Widerspruch zu euren Leitlinien des Handelns begeben. Aus
diesem Grunde konnten wir auch euren Augsburger Friedensaufruf nicht unterstützen,
da unsere Auffassung gerade was Überflugrechte und Awacs-Einsätze
betrifft, eine andere ist. Wir hatten gehofft, durch die vorherige Zusendung
unserer Erklärung etwaige Unstimmigkeiten im Vorfeld ausräumen
zu können. Das dies nicht geschehen ist, ist bedauerlich. Zu einem
gemeinsamen Gespräch sind wir gerne bereit.
Mit freundlichen Grüßen
Kirsi Hofmeister-Streit
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