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aktualisiert am:
12.11.2009
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Redebeiträge zur Kundgebung
am 21.12. 02 am Moritzplatz
Du bist für Frieden -
aber bist du auch gegen Krieg?
Initiiert von SchülerInnen
aus der Region
Christian Artner-Schedler,
Pax Christi Augsburg:
Liebe Schüler und Schülerinnen,
Liebe Kriegsgegner und Gegnerinnen!
In Namen der internationalen katholischen Friedensbewegung pax christi
möchte ich euch/sie ganz herzlich begrüßen.
Danke für die Einladung und die Möglichkeit zu Rede hier. Wir
freuen uns sehr für diese Schüler- und Schülerinneninitiative
und möchten den Initiatoren unseren Respekt dafür bezeugen.
Ich begrüße alle Lehrer und Lehrerinnen, alle Putzfrauen und
Gemüsehändler, alle Zahnärzte und Friseure, die ihr eingeladen
habt.
"Verhindert den Krieg, bevor er beginnt" - so lautet ein Motto
der US-amerikanischen Friedensbewegung.
Dazu möchten wir - die wir hier versammelt sind - beitragen.
Wir sind gegen den Krieg, weil wir für den Frieden sind.
Es gibt keinen Weg zum Frieden - der Friede ist der Weg, sagt Gandhi.
Und nicht wie uns die Mehrheit der Politiker weis machen will, dass man
für den Krieg sein muss, weil man gegen den Krieg ist. Diese Logik
ist keine Logik.
- Gerade weil das Steinzeitprogramm
"Krieg" in der US-Administration wieder Hochkonjunktur zu haben
scheint, ist unser Nein heute und morgen so notwendig. Blinder Amerikanismus
ist genauso unangebracht wie blinder Antiamerikanismus.
Wenn jemand die deutsche Politik kritisiert, ist er nicht gleich antideutsch.
Soviel nur zum gelegentlichen Vorwurf des Antiamerikanismus an Gegner
der gegenwärtigen Kriegspolitik unter Bush.
- Gerade weil unsere Regierung und die Opposition nicht den klaren Mut
haben jede Beteiligung und Unterstützung dieses geplanten völkerrechtswidrigen
und grundgesetzwidrigen Angriffskrieges zu untersagen, ist unser Nein
heute und morgen so wichtig.
- Gerade weil Solidarität mit dem amerikanischen, dem irakischen
Volk, der Völkergemeinschaft einen hohen Wert darstellt, ist unser
Nein zum Recht des Stärkeren anstelle der Stärke des Rechts
unser Nein zur Vorherrschaft der Macht und der Wirtschaftsinteressen -
anstelle des Mitgefühles für die Leiden der Menschen
- heute und morgen so unerlässlich.
Willy Brandt hat einmal auf
die Frage, worauf er stolz sei geantwortet:
"Dass wir Deutschland und Frieden in einem Atemzug nennen können"
Dafür werden wir weiter unbeirrt arbeiten, auch wenn rot-grün
immer wieder andere Zeichen setzt und ein sozialdemokratischer Verteidigungsminister
stolz darauf ist, dass Deutschland nach Amerika die meisten Soldaten weltweit
im Einsatz hat. Das ist aber ein anderer Stolz. Und wenn Schröder
vor 10 Jahren, als die USA im 2. Golfkrieg Bagdad bombardierte, feststellte:
"Wir alle können kaum schlafen, weil hier ein ganzes Volk kollektiv
für seine diktatorische Regierung bestraft wird."
dann rufen wir ihn hier und heute auf, jede Unterstützung zur Führung
eines Krieges zurückzunehmen. Alles andere ist unglaubwürdig.
Ich stehe hier als Vertreter einer christlichen Friedensorganisation.
Wir Christen feiern in wenigen Tagen Weihnachten. Genau dieses christliche
Fest aber ist ein Gegenprogramm, ein Protest gegen das Friedensverständnis
dieser Welt.
dieser Friede beginnt
in der Provinz - nicht in geopolitischen Zentren der Macht
- im Stall - nicht im Palast
- bei den einfachen Leuten - nicht bei den Machthabern und Herrschern
- ohnmächtig und klein - nicht laut und drohend
Hier beginnt mit der Geburt
des Kindes ein Weg der klaren Gewaltfreiheit und des Friedens- pax christi
- nicht pax amerikana
Welchen Frieden wollen wir? Den unsentimentalen Frieden von Bethlehem
damals oder den Frieden der Global players?
Beides geht nicht. Wir müssen uns entscheiden. Bush, Hussein, Rumsfeld,
Bin Laden, Putin und Fischer und andere haben sich entschieden.
Ich möchte mit einem Gedicht von Dorothee Sölle - einer christlichen
Friedenaktivisten schließen
Fürchte dich nicht
Die Herrschenden können
die Schrift an der Wand
nicht mehr übersehen
die Beherrschten kehren sich ab vom Kopfnicken
die Waffenhändler wagen nicht mehr
über die am Boden liegenden zu steigen
die Bischöfe geben die schlüpfrigen Reden auf
und sagen nein
die Freunde Jesu blockieren die Straßen des Overkill
die Schulkinder erfahren die Wahrheit
woran sollen wir einen Engel erkennen
außer dass er Mut macht wo Angst war
Freude, wo nicht mal mehr Trauer wuchs
Einspruch, wo Sachzwang herrschte
Abrüstung, wo Terror glaubwürdig drohte
Fürchte dich nicht, der Widerstand wächst.
Der Truppenaufmarsch um den
Irak mag abgeschlossen sein, aber unser Widerspruch muss und wird noch
weitergehen. Diese Aktion von euch Schülern heute macht Mut.
Wir brauchen Kriegsprävention
statt Präventivkriege.
Vielen Dank für eure/Ihre
Aufmerksamkeit.
Klaus Stampfer, Augsburger
Friedensinitiative (AFI):
Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
die Augsburger Friedensinitiative unterstützt die heutige Aktion
der Schüler und Schülerinnen aus der Region gegen den Irak-Krieg.
Wir sind erfreut darüber, dass sich junge Menschen spontan entschlossen
haben, gegen den Krieg aktiv zu werden und die heutige Demonstration und
Kundgebung organisiert haben. Diese heutige Aktion der Schülerinnen
und Schüler gibt uns weitere Hoffnung, dass es gelingt, auch in Deutschland
den Funken überspringen zu lassen und massenhaften Protest gegen
den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Straße zu bringen,
so wie es der amerikanischen Friedensbewegung mit Hunderttausenden Demonstranten
in Washington und der italienischen Bewegung mit einer Million Teilnehmern
in Florenz gelungen ist. Und diese weltweite Bewegung muss noch viel stärker
werden, damit die Regierenden den Druck spüren und den Krieg nicht
weiter unterstützen.
Liebe Friedensfreundinnen und
Friedensfreunde,
machen wir uns nichts vor. Die Pläne für den Angriffskrieg gegen
den Irak sind fertig und die Vorbereitungen sind fast abgeschlossen. Am
29. Januar diesen Jahres hat der amerikanische Präsident Bush unter
dem Beifall des Kongresses offen angekündigt, dass er nach Afghanistan
auch die als "Achse des Bösen" verunglimpften Staaten Irak,
Iran und Nordkorea mit Krieg überziehen und dass er damit nicht lange
warten werde. Mitarbeiter des Weißen Hauses werden mit den Worten
zitiert: "Der Präsident hat entschieden, dass Saddam weg muss".
(Augsburger Allgemeinen, 16.2.2002, Seite 7). Joachim Guillard, Autor
und Mitherausgeber des Buches "Irak - Ein belagertes Land" bestätigt
dies und behauptet: "Die endgültige Entscheidung für einen
Krieg gegen den Irak ist Ende Januar bei einem zentralen Treffen von Bushs
Kriegskabinett gefallen, das heißt unmittelbar vor der Rede des
US-Präsidenten zur Lage der Nation" (junge Welt, 20.2.02).
Liebe Friedensfreundinnen und
Friedensfreunde,
bei dem Krieg gegen den Irak geht es nicht um ein paar fehlende Absätze
in einem zehntausend Seiten umfassenden Bericht. Verkrampft werden hier
Lücken gesucht, um den längst vor der UN-Resolution 1441 beschlossenen
Krieg ein scheinbar legitimes Mäntelchen zu geben. Um was es bei
diesem Krieg wirklich geht, pfeifen inzwischen schon die Spatzen von den
Dächern. Bei der Vergabe der Bohrrechte im Irak an französischen
und russischen Konzerne ist die amerikanische Ölindustrie leer ausgegangen.
Und genau von dieser Ölindustrie kommen Bush und seine Regierungsmitglieder.
Und genau diese Ölindustrie hat mit Millionen Dollar den Wahlkampf
von Bush finanziert. Dieses Wahlkampfspenden sollen nicht vergebens gewesen
sein. Mit 26% der weltweiten Ölvorkommen besitzt der Irak die zweitgrößten
Ölquellen der Welt. Bei den zu erwarteten Profiten von über
2000 Milliarden US-Dollar für die amerikanische Ölindustrie
wird vor einem Krieg nicht zurückgeschreckt, werden die Ermordung
von Hunderttausenden Menschen, die Zerstörung der Städte und
das unendliche Leid in der Bevölkerung als Kollateralschäden
verharmlost in Kauf genommen.
Im letzten Golfkrieg 1991 wurden 150.000 Menschen ermordet und an den
Folgen des Krieges sind ein Million Menschen gestorben. Nach Angaben des
UN-Flüchtlingswerkes waren in den ersten fünf Jahren nach dem
Krieg 175.000 Kinder unter den Opfern. Ein erneuter Krieg bringt wieder
Tod und Elend über die Bevölkerung im Irak, werden wieder Hunderttausende
Männer, Frauen und Kinder ermorden.
Liebe Friedensfreundinnen und
Friedensfreunde,
der Krieg gegen den Irak ist nicht das Ende, sondern erst der Anfang einer
blutigen und kriegerischen Entwicklung. Bush hat mit seiner Liste über
die "Achse des Bösen" bereits die nächsten Opfer seiner
Politik ausgemacht. Dies hat katastrophale Folgen für das Völkerrecht.
Das Völkerrecht ist Ausdruck der Erfahrung mit zwei Weltkriegen und
stellt den Versuch dar, über gegenseitige Verpflichtungen und Verträge
ein Normen-, Regel- und Wertesystem zu schaffen, um dazu beizutragen,
die Wahrscheinlichkeit von Kriegen zu reduzieren. Die Aufkündigung
des seit 1648 geltenden staatlichen Souveränitätsrechtes durch
die USA zeigt schon jetzt dramatische Folgen. So berief sich die russische
Regierung mit ihren Angriffsdrohungen gegen Georgien explizit darauf,
nur den US-amerikanischen Anti-Terror-Ansatz zu übernehmen.[ Baker,
Peter, "Russia sees trade-off with Bush on Georgia", IHT, 14-15.9.02].
Satt eines gleichen Rechts für alle tritt das mittelalterliche Recht
des Stärkerer, und das im Zeitalter von Atomwaffen. Statt einer gerechteren
Weltordnung wird neues Unrecht geschürt, und damit neuer Terror provoziert.
Liebe Friedensfreundinnen und
Friedensfreunde,
weshalb wurde Hitlers Außenminister Joachim von Ribbentrop 1946
zum Tode verurteilt? Er wurde bei den Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozessen
für Verbrechen gegen den Frieden angeklagt und verurteilt, weil er
Angriffskriege aktiv mit vorbereitet hatte [RotFuchs, 5.Jhrg. Nr 59, Dez.
2002, Titelseite]. Alle, die jetzt den Angriffskrieg gegen den Irak mit
vorbreiten, gehören vor dem Internationalen Strafgerichtshof angeklagt,
egal ob sie diesen anerkennen oder nicht. Auch unser Grundgesetz enthält
aus den bitteren Erfahrungen des letzten Weltkrieges das Verbot des Angriffskrieges
und unser Strafgesetzbuch fordert dafür lebenslange Haft. Die deutsche
Bundesregierung hat keine andere Wahl, gegen den Angriffskrieg auf den
Irak zu sein, wenn sie unsere Gesetze nicht wieder mit Füßen
treten will. Leider war die Absage an den Irak-Krieg mehr eine Wahlkampftaktik
als eine Überzeugung, denn die Unterstützung der Kriegsvorbereitungen
durch die rotgrüne Bundesregierung nimmt immer konkretere Formen
an. Zuerst wurde auf den Verbleib der Spürpanzer in Kuweit bestanden,
dann folgten die Überflugrechte für angreifende Bombenflugzeuge
und die zur Verfügungstellung von Militärbasen, dann kam die
Beteiligung von deutschen Soldaten in AWACS-Flugzeugen zur Steuerung von
Luftangriffen, jetzt werden schon Bundeswehr-Soldaten für die Bewachung
amerikanischer Militäreinrichtungen bereitgestellt. Aus dem im Wahlkampf
laut versprochenem Nein zum Angriffskrieg gegen den Irak ist mittlerweile
eine offene Unterstützung geworden.
Liebe Friedensfreundinnen und
Friedensfreunde,
wie jeder Krieg, wird auch dieser Krieg ein Verbrechen an der Menschheit
sein. Diesem Verbrechen und dieser Verachtung der Menschenrechte können
wir nicht tatenlos zuschauen. Deshalb stehen wir hier und deshalb protestieren
wir gegen den Krieg im Irak.
" Wir fordern von unserer Bundesregierung, Wort zu halten und die
Unterstützung des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges zurückzunehmen.
" Wir fordern die Bundesregierung auf, im UN-Sicherheitsrat auf eine
Verurteilung des Krieges hinzuwirken und darauf zu bestehen, dass alle
Kriegsverbrecher vor dem Internationalen Strafgerichtshof angeklagt werden.
Und wir fordern alle Bürgerinnen und Bürger auf:
" Glaubt nicht wieder die Lügen und Propaganda, die Euch immer
wieder vor jedem Krieg aufgetischt werden.
" Werdet aktiv gegen das bevorstehende Verbrechen.
" Werdet aktiv gegen die Kriegsvorbereitungen.
" Schreibt an die Bundesregierung und die Parteien.
" Beteiligt Euch an den Aktionen der Friedensbewegung.
Ich danke Euch.
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