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Zuletzt aktualisiert am: 12.11.2009

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Reden bei der Osteraktion 2003 am 19.04.2003 auf dem Moritzplatz

Grußwort von Dr. Paul Wengert, Oberbürgermeister der Stadt Augsburg

Liebe Augsburgerinnen und Augsburger,

der Krieg im Irak ist zu Ende oder zumindest fast zu Ende. Wir sind froh darüber und erleichtert. Aber wo wird der nächste Krieg entzündet? Wo werden als nächstes mit dem Ziel - oder zumindest unter dem Vorwand -, Menschen Freiheit und Demokratie zu bringen, Waffen eingesetzt, Menschen getötet und verletzt, Existenzen zerstört, Städte zerbomt und ihre Infrastrukturen vernichtet?

Die Demonstrationen in aller Welt, und natürlich auch in der Friedensstadt Augsburg für den Frieden und gegen einen Krieg gegen den Irak waren vergebens gewesen. Die Proteste von vielen Millionen rund um den Erdball blieben ungehört. Der Krieg kam. Nein, er kam nicht wie eine Naturkatastrophe. Er wurde mit Absicht in ein ohnehin geschundenes Land hineingetragen, in dem freilich die Menschen jetzt aufatmen: aus Freude über eine Befreiung oder ganz einfach deshalb, weil die Waffen weitgehend wieder schweigen? Aber wie wird es weitergehen? Wird die Freude der Menschen andauern, wenn die unterschiedlichen Ethnien um die Vorherrschaft rivalisieren werden und es womöglich zu Bürgerkriegen kommt?

Es werde ein "sauberer Krieg" werden, wurde zuvor versprochen, mit präzisen "militärischen Operationen" - als wolle man einen Patienten heilen - sollten weitestgehend "Kollateralschäden" vermieden werden, womit Zivilopfer gemeint sind, als ob Soldaten, auf beiden Seiten, keine Menschen wären.

Wieviele Opfer dieser Krieg bisher gefordert hat, wissen wir nicht, sollen wir wohl auch nicht erfahren. Aber wir konnten es täglich im Fernsehe erleben, dass dieser Krieg so sauber doch nicht ist, weil ein Krieg a priori nicht "sauber" sein kann. Nicht zuletzt die Tatsache, dass auch schon rund ein Dutzend Journalisten unter den Kriegstoten sind, beweist dies. "Krieg! Krieg! Wisst ihr auch, was ihr ruft? Dass es euch leicht vom Munde geht, ist wohl natürlich; wie lumpig aber unsereinem dabei zumute ist, kann ich nicht sagen", heißt es in Goethes "Egmont".

Dies muss der letzte Krieg gewesen sein. Wir müssen alles tun, um weitere Kriege zu verhindern. Wir müssen weiterhin demonstrieren, damit die Politiker in aller Welt erfahren, dass die Menschen gegen Kriege sind. Ein Krieg ist stets eine Niederlage für die Diplomatie, die Menschlichkeit und den von allen Menschen gewollten Frieden.

Unsere Demonstrationen konnten den Krieg im Irak nicht verhindern. Wir müssen uns künftig gemeinsam noch stärker für den Frieden einsetzen, damit Kriege überhaupt abgeschafft werden können. Sie hätten immer schon vermieden oder verhindert müssen, aber ins 21. Jahrhundert passen sie schon gar nicht mehr. Wir alle wollen, endlich, in endgültigem Frieden leben, wenn ich auch weiß, dass dieser Wunsch noch für absehbare Zeit Utopie bleiben wird.

Nach all den geschichtlichen Erfahrungen und angesichts eines Rüstungspotentials, das unseren ganzen Erdball nicht nur einmal zerstören kann, darf es ganz einfach keinen weiteren Krieg mehr geben. Darauf hinzuweisen und dafür einzutreten, haben wir gerade in Augsburg, der Stadt des Hohen Friedensfestes und der Friedensstadt - in der die Wunden, die der letzte Krieg hinterlassen hat, noch immer als Narben sichtbar sind - eine besondere Verpflichtung. Eine Verpflichtung die wir unter anderem auch mit unserer Partnerstadt Dayton in den USA und ihren Bürgern teilen, die ebenfalls zur Beendigung des Krieges und zum Frieden aufgerufen haben.

Nur mit Frieden und im Frieden können wir die Probleme lösen, die gelöst werden müssen - derer gibt es allzuviele. Wir wollen den Frieden und keinen Krieg, weil wir eine glückliche Zukunft wollen - für alle Menschen.


Grußwort von Anni Pröll (86), Widerstandskämpferin und Ehrenbürgerin Augsburgs

Ein Grußwort soll es werden, dabei ist das Herz voll Bitternisse.
Eine große Friedenssehnsucht ist gewachsen und dann die Friedensbewegung nach den Jahren des 2. Weltkrieges.
Mehr als 55 Millionen Menschenleben sind zu Grunde gegangen -Nationale Überheblichkeit, Rassenhass und der Glaube an ein germanisches Sendungsbewusstsein hat große Teile unseres Volkes verführt an einem Verbrechen gegen die Menschheit schuldig zu werden.
In Rassen wurden die Menschen eingestuft. Lebenswerte ,und unwerte Menschen getrennt. Ungeheuerliche Verbrechen wurden begangen, für die einfache Worte nicht ausreichend sind.
Mit Lügen haben sie die deutsche Jugend präpariert. Man hat sie gegen einen Feind gehetzt ,der keiner war.
Verbrannte Erde ist zurückgeblieben und ein großes Schweigen.
Lange, allzu lange konnte dieses Schweigen nicht durchbrochen werden und die Friedensbewegung wurde allzu lange diffamiert:
Heute sind es viele geworden, die gegen den Krieg demonstrieren.
Damals gab es Warner, mitten aus dem Volke sind sie gekommen:
Um des Friedens willen haben sie Todesurteile auf sich genommen.
Es war zu spät, als die Menschen in unserem Lande am eigenen Leibe spürten, was Krieg bedeutet. Die Anderen sollte es doch treffen, ihre Kornfelder ,ihre Produktionsstätten wollten wir haben, Die Reichtümer ihrer Erde sollte den Germanen gehören. Die Arbeitskraft der "in Anführung" minderen Rasse hat den der Herrenrasse zu dienen.
Ein deutsches Leben war mehr wert, sagten sie wie eine ganze Stadt voller Menschen. Ich denke an Lidische ,an Oradour und Marzabotto. Solches sollte niemals wieder geschehen.

Aber um solches zu verhindern muss man das Wissen den jungen Menschen vermitteln.

Nein, die Warner damals hatten es nicht verhindert, dieses Morden ,das die gewählten Vertreter des deutschen Volkes veranstalteten. Auch ich hatte als blutjunges Mädchen zusammen mit jungen Anderen geglaubt an die Kraft des friedliebenden Volkes, an die Kraft der Gewerkschaften und an die Kraft der allmächtigen Kirchen.
In den Zuchthäusern, in den Todeszellen haben sie sich getroffen und in Dachau -in den Konzentrationslagern Buchenwald-Sachsenhausen und in vielen anderen. Überall wo die Stiefel der deutschen Faschisten hintraten brauchten sie diese Terrorlager um das Volk an der Stange zu halten.
In tiefer Verzweiflung denke ich heute an die Verbrechen in Auschwitz, an die Verbrechen an den Kriegsgefangenen.

Nie wieder Krieg, stand auf den Transparenten nach dem Mai 1945.
Eine Friedensbewegung ist gewachsen, und ich möchte heute an dieser Stelle erinnern:
An den großen Schloten der Fabriken haben die Augsburger Arbeiter Losungen angebracht:
"Krieg dem Kriege"
das war eine Kampfansage ,die wir heute aufnehmen müssen.

Das beinhaltet auch heute: Nach dem Terroranschlag am 11.Septesnber haben wir nicht das Recht zurückzuschlagen -in dem Bewusstsein-gleich wen es trifft.

Nach den Ursachen müssen wir forschen. Das ist die notwendige Aufgabe.
In dieser Stelle erinnere ich an die Geschwister Scholl, die in einem Flugblatt die Antwort auch für heute gaben:
,,Jedes Volk, Jeder Mensch hat ein Anrecht auf die Güter der Welt!!"

Die Alliierten haben uns mit Bomben und Feuer befreit. Wir haben es alleine nicht geschafft.

Aber wenn wir Jetzt zusammenstehen und miteinander versuchen Völkerfreundschaft zu erkämpfen, aus der Vergangenheit zu lernen, dann wird der Frieden in der Welt keine Utopie sein.
Schließt Euch zusammen mit den Friedensfreunden in der ganzen Welt und denen in Amerika, dann wird es gelingen, dass unsere Enkel und Enkelskinder leben können in Frieden - ohne Angst vor den Bombern.

Das ist aber auch eine weitere Aufgabe: Langen wir uns an die Brust und fragen wir
,,Wachsen die alles vernichtenden Waffen auf den Bäumen ? -Oder?
Da müssen wir ansetzen, wenn wir verhindern wollen, dass weiterhin Leben zerstört wird.

Als die Buchenwalder Häftlinge am 11. April 1945 den Stacheldraht zerschnitten haben sie 21000 Überlebenden die Hoffnung gegeben zu leben.

Der Schwur von Buchenwald ist noch nicht erfüllt, übernehmt ihn für Eure Kindeskinder:
21 tausend Häftlinge aus mehr als 23 europäischen Ländern haben die Hand zum Schwur erhoben:

,,Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung.
Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.


Danke.


Rede von Karl Augart, Augsburger Friedensinitiative (AFI)

Angesichts der aktuellen Situation im Irak stelle ich mir die Frage, warum wir eigentlich heute schon wieder hier stehen? Der Krieg ist doch schon zu Ende, sagt man uns. Doch immer noch wird im Irak geschossen, sterben immer noch Menschen, ringen Tausende Verletzte unter qualvollen Schmerzen mit dem Tod. In zum Teil geplünderten Krankenhäusern, versinkt das Land in Elend und Chaos. Nach ersten Schätzungen des SPIEGEL haben die Aggressoren bis zu 15000 Menschen getötet, Tausende verstümmelt und verletzt. Wir können darin keinen Sieg erkennen. Dieser Krieg ist wie alle Kriege ein Verbrechen an der Menschheit.
Die militärische Eroberung des Iraks ist Unrecht und bleibt Unrecht auch wenn der Angriffskrieg militärisch wohl erfolgreich war .Ein Raubmord wird auch nicht dadurch rechtens, dass er erfolgreich durchgeführt wurde und auch die Beute wird niemals rechtmäßiges Eigentum des Raubmörders. Wegen ihres Kriegsverbrechens und wegen des völkerrechtswidrigen Angriffs auf den Irak müssen die amerikanische und britische Regierung, sowie alle Soldaten, die diesen Krieg geführt haben, verurteilt werden.
"Das Recht", sagt Immanuel Kant, "muss nie der Politik, wohl aber die Politik jederzeit dem Recht angepasst werden." Bush und Blair sehen das anderes. Dem muss weiter unser Widerstand entgegengesetzt werden. Wir fordern deshalb von der Bundesregierung, den verbrecherischen Angriffskrieg nicht im nach hinein zu legitimieren. Denn damit würde die Unterstützung des Krieges

  • durch die Gewährung der Überflugrechte und Militärtransporte,
  • durch Geleitschutz von Kriegsschiffen,
  • und durch die Beteiligung deutscher Soldaten in AWACS-Flugzeugen auch legitimiert werden.

Stattdessen fordern wir, dass die Bundesregierung, wie andere Regierungen auch, endlich diesen Angriffskrieg als ein Verbrechen und als einen Bruch des Völkerrechts verurteilt.
Es ist sicher der falsche Weg ist, Europa militärisch aufzurüsten und die Bundeswehr weiter zur Interventionsarmee auszubauen, um letztendlich auch sogenannte Präventionskriege führen zu können. Richtig wäre, die Bundeswehr soweit abzurüsten, dass strukturell eine Nichtangriffsfähigkeit erreicht wird.

Viele unter Euch fragen sich wie wir selbst heute auch, was haben unsere Forderungen, was haben unsere Proteste bewirkt. Der Angriffskrieg konnte nicht verhindert werden.
Trotzdem, der Friedensbewegung ist es gelungen, dass

  • viele Millionen Menschen weltweit ermutigt wurden, ihre Stimme gegen den Krieg zu erheben
  • die Kriegspropaganda als Lügen entlarvt wurden und die wirklichen machtpolitischen und wirtschaftlichen Gründe für den Krieg nicht mehr verheimlicht werden konnten
  • der politische Preis für die Kriegstreiber hoch geworden ist

Die Friedensbewegung ist wie noch nie zuvor international und global geworden. Zum ersten Mal konnten weltweit koordinierte Proteste durchgeführt werden. Neu ist auch die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften, Globalisierungsgegnern und Kirchen. Eine milieu- und generationsübergreifende Bewegung ist entstanden. Hunderttausende Schülerinnen und Schüler haben sich mit dem Krieg und der Politik der Aggressoren auseinandergesetzt und wurden dadurch politisiert. Sie haben erkannt, dass es um ihre Zukunft geht, wenn Krieg nun das Mittel der Politik werden soll, mit dem die Verteilung der Energieressourcen und die Macht geregelt wird. Die Friedensbewegung hat damit auch eine Verantwortung übernommen.

Es ist unsere Aufgabe durchzusetzen, dass

  • endlich Kriege als Mittel der Politik geächtet werden,
  • alle Massenvernichtungswaffen,. insbesondere auch bei den Großmächten vernichtet werden
  • Abrüstung statt Sozialabbau durchgesetzt wird.

Wir fordern deshalb

  • Sofortiger Stopp aller Kriegshandlungen im Irak! Invasoren raus aus dem Irak!
  • Kriegsverbrecher Saddam, Bush und Blair vor den internationalen Strafgerichtshof!
  • Stärkung des Völkerrechts, der UNO und einer gerechten Weltwirtschaftsordnung!
  • Auflösung aller schnellen Eingreiftruppen von NATO, EU und Bundeswehr!
  • Drastische Kürzung der Rüstungsausgaben weltweit!
  • Sofortiger Stopp aller Rüstungsexporte!


Darum werden wir unsere Proteste auch fortsetzen. Die nächste Gelegenheit dazu gibt es bereits bei unseren Aktionen am 1. Mai, zu denen wir bereits heute einladen möchten.


Rede von Hans Blöchl, DGB Region Augsburg (Die Rede wurde frei gehalten. Nachfolgend ist das Manuskript wiedergegeben)

Schwer über Krieg oder Frieden zu reden.

Schwierig über den Frieden zu reden - einfacher über den
Krieg.

Frieden ist bei uns zur Selbstverständlichkeit geworden.
Verweis auf letzte Jahrhundert oder auch Jugoslawien.

Krieg ist immer weit weg, eher ein Medienereignis. Und da ist es einfacher dagegen zu sein als wenn man direkt betroffen ist. Es ist gut dass wir gegen den Krieg
aufstehen. Wir sollten uns aber manchmal bewußter werden über unser doch privilegiertes Leben hier, in relativem Frieden und relativem Wohlstand.

Soll ich mich jetzt freuen weil der Krieg so schnell zu Ende ging? Wissend oder ahnend dass das was Frieden heißt noch lange keiner ist.

Vertreter des DGB - Mitglied von ver.di - unsere Position ist eigentlich klar - und trotzdem gibt es Unterschiede, unterschiedliche Auffassungen .Ich denke das ist auch gut so - denn die Welt ist nicht nur gut und böse, sie ist sehr vielfältig und komplex. Manches was früher gut war oderich als gut fand würde ich heute so nicht mehr unterschreiben und umgekehrt.

Erinnerung an die ersten Ostermärsche,

Friedensbewegung gegen NATO - Doppelbeschluß.

Auch wir haben philosophiert über gerechte und ungerechte Kriege - im Namen der besseren Moral. Es ist gut dass wir nie Chance hatten es auszuprobieren.

Und das ist was mir Angst macht - dass ein Land wie Amerika, der mächtigste Staat der Welt heute mit Moral und salbungsvollen Reden. Mit der Berufung auf Gott und die Vorsehung sich anmaßt Krieg zu führen, andere Länder zu überfallen.

Diese bessere Moral und eine gnadenlose Selbstgerechtigkeit rechtfertigt alles -Propaganda, Lügen, Morde. Weil wir ja die besseren sind!

Für Kaiser, Gott und Vaterland hieß es früher. Und heute: Für Freiheit und Demokratie in einer gnadenlosen Selbstgerechtigkeit - als wären die USA der Hort an Freiheit und Demokratie und alle anderen Ländern nur mehr oder minder Länder auf der Achse des Bösen. Ausser sie verhalten sich willfährig und unterwürfig. Dann kann auch weiter Wirtschaftshilfe geleistet werden.

Was mir auch Angst macht und mich hilflos und wütend macht sind die Helfershelfer in den Medien, die Bonhorsts, Rollers und Drewes aus der uns allzu gut bekannten Augsburger Allgemeinen Zeitung. Und viele andere in allen möglichen Sendern die sich bemüßigt und befähigt fühlen als selbsternannte Experten Meinung machen zu müssen. Die Roman Rölls in Bayern 3 nur als Beispiel auch für andere Sender, die dann zwischen seichter Musik und dümmlichen Spielchen mit belegter Stimme über den Krieg reden, nein nicht über den Krieg, sondern über die Sensationen des Krieges die sie gut verkaufen können.

Die AZ - ich schätze manches an dieser Zeitung, aber immer unerträglicher wird die Berichterstattung gegen die Regierung, für die Union und die USA. Bereits in dieser Woche schrieb Herr Drewes - Syrien mindestens genauso schlimm wie der Irak. Können Sie es eigentlich nicht mehr erwarten bis der nächste Krieg kommt, steigert das die Auflage, läßt sie das geistig onanieren Herr Drewes. Schreiben Sie gegen den Krieg und nicht dafür!

Und Herr Bonhorst windet sich wie der sprichwörtliche Aal - bitte schön Herr Bush, tun sie was gegen Syrien, da zu haben sie ja Recht, aber bitte bitte nicht schon wieder Krieg. Hat Herr Bonhorst Angst dass es immer mehr Leute werden die das Spiel durchschauen dass da gespielt wird?

Die wirtschaftliche Macht der USA und ihrer Verbündetensoll gestärkt und ausgebaut werden - das ist ein wesentlichen Beweggrund für den Krieg und andere Kriege. Es gibt auch andere - und Saddam war sicher kein Ehrenmann. Ich werde mich aber davon nicht distanzieren, ich habe ihn nicht an die Macht gebracht und an der Macht gehalten im Namen einer besseren Moral. Das waren andere - Herr Rumsfeld z.B.

Aber auch wir haben wirtschaftliche Macht - bestellen wir doch alle die AZ ab bis sie zu einer anderen, objektiveren Berichterstattung zurückfindet und Herr Bonhorst
versteht dass wir eine seriöse Tageszeitung wollen und nicht die Zweitausgabe des Bayernkuriers.

Und wir als Gewerkschaften sollten uns auch unsere Macht bewußter sein und werden, wir können zumindest behindern dass Kriege geführt und unterstützt werden, wir können bestimmen ob Kriegsgüter transportiert werden oder nicht.

Wir alle sind auch Konsumenten und Verbraucher - wie wäre es mal mit zwei McDonalds freien Tagen oder der Kauf von Limonade einer Augsburger Brauerei statt Cocaoder Pepsi- Cola.

Das Argument ist natürlich richtig - wirtschaftliche Verflechtung und Export. Aber für die Wirtschaft ist der Absatz in Deutschland genauso wichtig wie die McDonaldisierung der arabischen Welt.

Der Krieg im Irak war unnötig und ungerecht, der Krieg zwischen Israel und Palästina ist unnötig und ungerecht, ein Krieg gegen Syrien oder den Iran ist unnötig und ungerecht. Deshalb leben wir den Krieg ab. Helfen wir durch Kontakte und wirtschaftliche Hilfe, durch Kulturaustausch und Begegnung bei der Entwicklung einer freien Welt, ohne die Dominanz einer Supermacht, ohne die Diktatur vieler inakzeptabler Regime in der ganzen Welt.

Damit wirklich Frieden wird!


Redebeitrag des bfg

Liebe friedenswillige Mitmenschen,

wir treffen uns hier nicht wegen eines bestimmten Krieges, denn militärische Gewalt hat immer und überall furchtbare Folgen, und über dem aktuellen Geschehen vergessen wir allzu leicht, daß es in der Welt mehrere unbeachtete Kriege gibt, so zum Beispiel im Kongo oder im Sudan, die in den letzten Jahren rund drei Millionen Menschen das Leben gekostet haben.

Trotzdem hat uns der Irak-Krieg besonders getroffen, denn hier hat zum ersten Mal seit langem ein Staat, der sich zu den Gründervätern der zivilisierten, demokratischen, abendländischen Gesellschaft zählt, einen offenen Angriffskrieg gegen einen anderen Staat begonnen. Was die Weltöffentlichkeit besonders bestürzt, ist die Serie von ungenierten verbalen und inhaltlichen Lügen, die uns dabei aufgetischt wurde. Verbale Lügen sind zum Beispiel Begriffe wie "Drohkulisse" statt Kriegsvorbereitungen, "präventiver Erstschlag" statt Angriffskrieg und zuletzt sogar die geradezu groteske Wortschöpfung "humanitärer Krieg". Die inhaltlichen Desinformationen sind bekannt: Man kann Saddam Hussein viele Verbrechen gegen seine Landsleute vorwerfen, aber die Bedrohung der USA, die Zusammenarbeit mit Al Qaida und der Besitz von Massenvernichtungswaffen gehören nicht dazu. Selbstverständlich sind auch wir gegen den Besitz oder gar den Gebrauch von ABC-Waffen durch irgendeinen Staat - aber da machen dann auch die USA keine Ausnahme.
Dieser Krieg ist ein Lehrbeispiel für die Perversität jedes Kriegs, denn mag er auch militärisch entschieden sein, so ist er psychologisch und humanitär aus mehreren Gründen noch lange nicht beendet. Zum einen wurde er von religiösen Fundamentalisten als Krieg des Guten gegen das Böse geführt, wobei die Supermacht, die sich als "Gods own country" definiert, auch gleich festlegt, wer gut und wer böse ist. Wenn Bush sich dabei an das biblische "Harmaggedon" anlehnt, also die Entscheidungsschlacht der Gerechten gegen die Sünder kurz vor dem Jüngsten Gericht, dann ist zu befürchten, daß er nach diesem Krieg nicht aufhören wird, denn es warten ja noch viele Böse, zunächst mal Syrien. Daher rührt auch die beratungsresistente Selbstgerechtigkeit, mit der die US-Regierung bisher ihre Linie gegen die UNO durchzieht. Solcher ideologisch motivierter Größenwahn hat uns zwei Weltkriege beschert; wir wollen keinen dritten.

Erfreulicherweise haben sogar der Papst und die evangelische Kirche hier erstmals die eindeutig ablehnende Stellung gegen den Krieg bezogen, die weltliche Humanisten schon seit langem hatten. Das läßt hoffen, daß sich die Kirchenführungen von ihrer bisherigen Theorie des "gerechten Kriegs" nun auch grundsätzlich verabschieden. Denn kein Krieg ist gerecht, jeder ist unmenschlich in seinen Folgen. Der Unterschied zu den meisten US-Kirchen liegt darin, daß die europäischen Kirchen zumindest hier vom Geist der Aufklärung beeinflußt sind und daß sie außerdem die zum Teil recht grausamen Episoden der Bibel, insbesondere im Alten Testament, mehrheitlich nicht wörtlich nehmen oder gar als Rechtfertigung für Brutalität auffassen (wie dies viele Fundamentalisten in den USA tun), sondern nur die friedfertigen Passagen der Bibel als Maßstab für ihr Handeln heranziehen.
Im Ergebnis haben weltliche Humanisten, wie sie auch vom Bund für Geistesfreiheit repräsentiert werden, und die Mehrheit der europäischen Christen selten so deutlich übereingestimmt wie hier. Die Trennungslinie verläuft zwischen denen, die einem ethischen, an den Menschenrechten ausgerichteten Denken und Handeln Vorrang einräumen - egal ob religiös oder weltlich orientiert - , und jenen opportunistischen Taktikern, die auch in Deutschland die Mehrheit in den etablierten Parteien bilden - und leider nicht nur in den rechten, sondern auch in den Regierungsparteien.

Aber der Krieg im Irak ist auch aus anderen Gründen noch lange nicht beendet. Es wird Jahre dauern, bis die zerstörte Infrastruktur wieder hergestellt sein wird. Und es wird Jahrzehnte dauern, bis die traumatischen Erfahrungen der Überlebenden aufgearbeitet sein werden. Damit meine ich nicht nur die leidgeprüfte irakische Zivilbevölkerung, sondern auch die jungen US-Soldaten, die aus dem Krieg nicht mehr so ahnungslos herauskommen, wie sie hineingegangen sind. Und sie werden seelisch verändert sein, denn der Anblick von Tod und Leid läßt niemanden unberührt. Die USA haben im letzten Golfkrieg im Kampf weniger Soldaten verloren als nachher durch Selbsttötung infolge der psychischen Spätfolgen. Jede zweite Ehe oder Beziehung ging in den sechs Monaten nach dem Krieg in die Brüche, und nicht wenige wurden drogensüchtig oder endeten als psychisches Wrack. Aufgrund eigener Erfahrungen warnte der US-Veteranenverband eindringlich vor dem Krieg - vergeblich. Warum müssen immer wieder unerfahrene junge Menschen diese leidvollen Erfahrungen machen statt aus den Fehlern ihrer Vorgänger zu lernen ?
Vielleicht liegt hier sogar der Kollateralnutzen dieses Kriegs: Seit 30 Jahren erlebte ich Schüler nicht mehr so engagiert und politisch bewußt wie jetzt. Darauf gilt es aufzubauen, um die Fehler der Vergangenheit nicht mehr ganz so oft zu wiederholen wie bisher.


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