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Zuletzt aktualisiert am: 12.11.2009 Redebeiträge beim Ostermarsch 2007 am 19.04.2007Klaus Länger (AFI und DFG-VK Augsburg)
ich würde jetzt auch lieber
zuhause auf der Terrasse sitzen, als hier auf dem Königsplatz zu
stehen. Aber leider ist die Welt seit dem Ostermarsch vor einem Jahr nicht
friedlicher geworden, ganz im Gegenteil. Damit verstrickt sich die Bundesrepublik noch weiter in den unseligen sogenannten "Krieg gegen der Terror", der in den vergangenen Jahren schon zehntausende von Menschenleben gefordert hat. Dieser barbarisch geführte Kampf gebiert nur immer neuen Terror und züchtet tagtäglich neue Terroristen zuhauf. An den Ursachen für das Entstehen von Denkschablonen und Handlungsmustern, mit denen fundamentalistische Märtyrer in ihren Heiligen Krieg gegen eine als gottlos und zutiefst ungerecht empfundene Welt ziehen, ändert er nichts. Statt Dessen werden mit dem Argument der Terrorabwehr die Menschenrechte mit Füßen getreten, die man angeblich verteidigen will - Stichworte sind hier Guantanomo und Abu Greihb - Im Irak halten die USA und irakische Sicherheitskräfte mehr als 24 000 Iraker ohne Anklage in Gefängnissen fest. Der wahre Terror, den niemand
ernsthaft bekämpft, sieht anders aus: Laut Jean Ziegler sind im Jahr
2006 etwa 36 Millionen Menschen am Hunger oder seinen unmittelbaren Folgen
gestorben. Ein großer Teil der Erdbevölkerung hat keinen Zugang
zu sauberem Wasser oder einer brauchbaren Gesundheitsversorgung. Von Zugang
zu Bildung ganz zu schweigen. Solche Aktionen machen auch den Konflikt mit dem Iran um dessen Atomprogramm noch brisanter. Denn hier wird mit zweierlei Maß gemessen: Bei Israel wird stillschweigend geduldet, dass es längst über Atomwaffen verfügt, der Iran wird mit Sanktionen belegt und mit Krieg bedroht. Ein Krieg gegen den Iran würde vor allem erhebliche Opfer unter der Zivilbevölkerung fordern, wie schon der gegen den Irak. Und unter den Umweltschäden durch die eingesetzten Waffen würden vermutlich noch Generationen leiden, die heute noch gar nicht geboren sind. Natürlich sind wir - und
hier kann ich für die gesamte AFI sprechen- gegen iranische Atombomben,
aber ebenso gegen israelische, pakistanische, indische oder jede andere
Atomwaffe auf unserem Globus. Denn auch die fünf offiziellen Nuklearmächte,
also die USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien, denken
gar nicht daran, ihrer Verpflichtung zur Abrüstung nachzukommen.
Stattdessen entwickeln und bauen sie immer neue Atomwaffen - So entwickeln
die USA so genannte Mini-Nukes für den Einsatz gegen Bunker und Russland
plant die Aufstellung neuer Langstreckenraketen. Unsere Forderung muss
daher lauten: Einrichtung einer atomwaffenfreien Zone im gesamten nahen
und mittleren Osten unter Einschluss Israels und schließlich die
Beseitigung aller Atomwaffen weltweit. Unsere Forderungen müssen daher lauten:
Jost Eschenburg (Pax Christ Augsburg)Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger! Manchmal, nicht sehr oft, bin
ich mit meinem christlichen Mitbruder George W. Bush einer Meinung. Ja,
er hat Recht: Es geht tatsächlich um Gut und Böse. In Israel und Palästina sind seit 2000 etwa 5000 Menschen dem Krieg zum Opfer gefallen, darunter mehr als 600 Kinder. Dieser Konflikt spielt sich vor den Augen der Weltöffentlichkeit ab, deshalb erfahren wir von solchen monströsen Begebenheiten. Der Irakkrieg hat seit März 2003 nach vorsichtigen Schätzungen die zwanzigfache Zahl an Opfern gefordert, eine Zahl, die nur eine schwache Ahnung von dem Ausmaß des Elends vermittelt. Aber von Pannen wie Abu Ghraib abgesehen erfahren wir nichts davon, denn die "embedded journalists" der amerikanischen Armee veröffentlichen keine Einzelheiten über die Grausamkeit ihrer Arbeitgeber, und andere Journalisten riskieren ihr Leben, wenn sie Ungenehmigtes berichten. George W. Bush und seine Leute halten es für eine gute Sache, was im Irak passiert ist und weiter passiert. Die Tyrannei wurde besiegt, die Demokratie hielt Einzug. Das Gute siegte, Happy End! Unser ehemaliger Mitbürger
Bert Brecht schrieb kurz vor dem Zweiten Weltkrieg: "General, der
Mensch ist sehr brauchbar. Er kann fliegen, und er kann töten. Aber
er hat einen Fehler: Er kann denken." Und doch ist es gerade die
Fähigkeit zum Voraus-Denken, die den Menschen so brauchbar macht
für den Krieg. Es geht wirklich um Gut und Böse. Als Mathematiker habe ich berufsmäßig
mit Logik und Denken zu tun. Oft schon habe ich mich gewundert, dass es
zwei Arten des Denkens zu geben scheint: Im Frieden glauben wir an die
Gerechtigkeit: Niemandem soll Unrecht geschehen, für jeden soll es
Lebens- und Entfaltungsmöglichkeiten geben, und was wir für
unser eigenes Recht halten, das billigen wir im Prinzip auch allen anderen
zu. Im Krieg dagegen geht es nur um ein einziges Ziel: den Sieg der eigenen
Seite. Alle anderen Werte, Gerechtigkeit, Moral, Mitgefühl, die kreatürliche
Tötungshemmung gegenüber Schwachen und Schutzbedürftigen,
sogar der allem Leben innewohnende Selbsterhaltungstrieb müssen dahinter
zurücktreten. Die Untaten der anderen Seite sind abgrundtief böse,
die der eigenen nur die "legitime Antwort" gegenüber Leuten,
die bekanntlich "nur die Sprache der Gewalt" verstehen. Es geht um Gut und Böse. Zum Glück ist das Friedensdenken der Normalfall, sonst wäre ein Zusammenleben von Menschen unmöglich. Es muss also Arbeit geleistet werden, um eine Gesellschaft in den geistigen Kriegszustand zu versetzen. Diese Arbeit heißt Kriegspropaganda, und sie funktioniert immer nach denselben Prinzipien. Es gibt ein hübsches kleines Buch darüber von der belgischen Historikerin Anne Morelli, die ihrerseits die Beobachtungen des englischen Pazifisten Lord Ponsonby aus der Zeit des Ersten Weltkrieg fortschreibt. Die wichtigsten dieser Prinzipien sind:
So dumm diese immer gleichen
Lügen auch escheinen mögen, sie tun ihren Dienst. Wir haben
es im Kosovokrieg erlebt - genau heute vor sechs Jahren begann er - wie
die Propagandamaschine in Gang gesetzt wurde und eine völlig gleichförmige
Berichterstattung und Kommentierung in allen Medien erzeugte. Es geht um Gut und Böse! Doch halt - ist es nicht unsere
Pflicht, gegen Unterdrückung zu kämpfen? Seit dem 11. September 2001 hat das menschenfreundliche Motiv zur Kriegführung allerdings an Bedeutung verloren, stattdessen werden Worte wie "Bedrohung" und "Feind" aus der historischen Requisitenkammer geholt. Wieder läuft die Propagandamaschine. Colin Powells "We know" - wir wissen, dass es im Irak Massenvernichtungswaffen gibt - klingt uns noch in den Ohren; jetzt lesen wir täglich, dass der Iran nach Atomwaffen strebe. Die dortige Regierung kann noch so oft beteuern, dass sie sich weiterhin an den Atomsperrvertrag hält, es nützt ihr nichts. Jeder Journalist darf das Gegenteil behaupten, je öfter, desto wahrer. Es geht um Gut und Böse. Es kommt noch schlimmer: "Wir"
haben einen Feind, der uns vernichten will, und gegen den wir uns wehren
müsssen: Der "Islamismus". In Europa ist ein solches Denken
erst in Ansätzen zu finden, aber wir holen auf. Eine Kostprobe gibt
ein Aufsatz des holländischen Schriftstellers Leon de Winter vom
September 2004: Kriegsdenken macht blind. Sonst hätte Leon de Winter vielleicht eine Welt wahrgenommen, in der westliche Truppen zwei islamische Länder angegriffen und besetzt haben, in vielen weiteren stationiert sind und andere offen bedrohen. Wer strebt da nach der Weltherrschaft? Er hätte vielleicht auch gesehen, dass der westliche Kapitalismus und sein Wachstumswahn für einen großen Teil des Elends und der Umweltzerstörung in der Welt verantwortlich ist, dass unsere Gesellschaft nicht weiß, wie sie überleben kann, wenn die Ölreserven verbraucht sind, die gespeicherte Sonnenenergie einer fernen Vergangenheit (seit dem Irakkrieg hat sich der Rohölpreis verdoppelt), dass diese Gesellschaft schon heute nicht mehr in der Lage ist, Arbeit und Einkommen auf alle ihre Mitgleider zu verteilen, dass sie sich Kinder nicht mehr leisten kann und jedes Jahr tausende von ihnen vor der Geburt umbringt, dass sie die Tiere, unsere Mitgeschöpfe, nur als Teil des industriellen Produktionsprozesses begreift - zum Beispiel werden in unserem Land jedes Jahr 40 Millionen frisch geschlüpfte Küken vergast oder zerhäckselt, weil sie das falsche Geschlecht haben. (Quelle: br-online.de, 5.11.04) Es geht um Gut und Böse. Nein, unsere Gesellschaftsform ist trotz einiger Errungenschaften kein Exportschlager; es gäbe da ein paar Probleme zu lösen, bevor wir andere mit unserem Gesellschaftsmodell beglücken könnten. Liebe Freunde, ich spreche
hier für die Augsburger Friedensinitiative, die seit 25 Jahren besteht.
Ihre Mitglieder, Gruppen und Einzelpersonen, sind sehr unterschiedlich
und in vielen Fragen verschiedener Meinung. Aber sie haben eine Überzeugung
gemeinsam: Das wunderbare Geschenk des Lebens ist viel zu schön und
zu wertvoll, um es dem tödlichen Kriegsdenken zu überlassen;
der Aufstand gegen den Tod ist auch einer der Kerngedanken von Ostern.
Wir alle, die wir hier stehen, wollen gemeinsam für das Leben und
gegen die Saat des Todes kämpfen. Kriege können nur geführt
werden, wenn sie die Herzen und das Denken der Menschen ergriffen haben,
und auch der Friede hat dort Anfang und Ursache. Wir wollen die Kräfte
des Friedens und der Gewaltfreiheit in uns und in unserer Gesellschaft
stärken. Wir wollen uns gegen jede Art von Kriegspropaganda wappnen
und ihr mit Reden, Schreiben und Aktionen entgegentreten. Wir wollen denen
mit Offenheit und Freundlichkeit begegnen, die unter dem Kriegsdenken
am meisten zu leiden haben; das sind zur Zeit die Muslime. Es würde
der Stadt des Religionsfriedens zur Ehre dienen, wenn sie durch eine Moschee
bereichert würde.
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